Die vegane Ernährung von unseren tierischen Mitbewohnern ist immer noch ein kontrovers diskutiertes Thema. Viele Menschen sind der Meinung, dass man Hunde und Katzen wie ihre Vorfahren – die Wölfe und Wildkatzen – ernähren müsse, damit sie ein artgerechtes Leben führen können. Dass Fleisch aber nicht zwingend auf den Speiseplan gehört, um ein gesundes Leben zu führen, ist längst erwiesen.
Vorurteil 1: Wolf – Hund
Der Hund war nie ein reiner Fleischfresser, und selbst der Wolf war und ist es nicht. Auch Wölfe können mit vollständig tierfreier Nahrung überleben. In von Menschen geprägten Regionen, in denen es nur wenige Wildtiere gibt, besteht ihre Nahrung zu bis zu 85 % aus Pflanzen und Essensresten. Mittlerweile wird der Wolf daher ‚nur‘ als fakultativ carnivor lebend (also sich mitunter auch von anderen Nahrungsquellen ernährend) betrachtet. Es wird vermutet, dass diese Anpassungsfähigkeit eine entscheidende Voraussetzung für die erfolgreiche Domestikation war.
Die Domestikation nahm ihren Ursprung vor vielen zehntausend Jahren. Der heutige Haushund, in all seiner Vielfalt, entwickelte sich an der Seite des Menschen. Dabei war er auf die Nahrung angewiesen, die wir Zweibeiner ihm zur Verfügung stellten. Die Kost bestand dabei nur selten aus Fleisch, sondern war sehr kohlenhydratlastig. Der Körper mitsamt seiner Stoffwechselfunktionen passte sich an das neue Nahrungsangebot an. Eine omnivore, statt carnivore Ernährungweise, war die logische Schlussfolgerung. So weiß man heute, dass unsere Hunde eine viel bessere Amylaseausstattung zur Spaltung von Stärke haben, als ihre wölfischen Vorfahren. Pflanzliche Komponenten können damit sehr gut verwertet werden – insofern sie im Vorfeld gut aufgeschlossen wurden.
Futter mit einem hohen Fleischanteil ist ein gesellschaftlicher Trend der modernen Zeit. Nie hat der Hund so viel Fleisch bekommen, wie heute. So gesehen ist eine Ernährung ohne Fleisch definitionsgemäß „artgerechter“, als alles andere.
Vorurteil 2: Katze
Auch Katzen können vegan ernährt werden. Wie der Hund sind auch sie nicht auf tierische Zutaten angewiesen, sondern auf die Nährstoffe, die ihnen durch ein bedarfsdeckendes Futter zur Verfügung gestellt werden. Da sie über eine starke Futterprägung verfügen (und damit Nahrung bevorzugen, die sie innerhalb der ersten Lebenswochen kennengelernt haben), stellt nicht die generelle Machbarkeit, sondern vielmehr die Akzeptanz und das (noch) begrenzte Angebot an Futtermitteln die eigentliche Herausforderung dar. Mit der Auswahl hochwertiger, schmackhafter Zutaten und einer langsamen Umgewöhnung kann jedoch auch bei Katzen eine erfolgreiche Futterumstellung erreicht werden.
Vorurteil 3: Artgerecht
Kritiker:innen bezeichnen die vegane Ernährung von Hunden und Katzen als „nicht artgerecht“. Auch hierbei beziehen sie sich auf die Vorfahren – den Wolf bei Hunden und die Wildkatze bei Katzen – und gehen davon aus, dass Hunde und Katzen nur ein gesundes Leben führen können, wenn sie fleischbasiert ernährt werden. Eine adäquate Ernährung muss allerdings vor allem drei Dingen gerecht werden:
- Sie muss schmecken.
- Sie muss gut verdaut werden.
- Sie muss bedarfsdeckend sein.
All das kann durch eine pflanzliche Fütterung gewährleistet werden. Welche Komponenten speziell im Futter enthalten sind, ist dabei nicht entscheidend. Kein Hund oder keine Katze lehnt veganes Futter allein aus dem Grund ab, dass es sich bei den Zutaten um Pflanzen und nicht um Fleisch handelt.
Aus diesem Grund kann die Schlussfolgerung, dass ein Futter rein aufgrund seiner Zutaten artgerecht ist, als unlogisch angesehen werden. Insbesondere wirkt dies paradox, wenn man sich die heutige Hundehaltung und Katzenhaltung im Allgemeinen anschaut: Leinen, Halsbänder, Körbchen, feste Gassizeiten, Friseurbesuche, Plätze auf dem Sofa und im Bett, Kostüme, Rinder-, Krokodil- oder Zebrafleisch, u.s.w…. All das sind nicht gerade Dinge, die für den Wolf oder die Wildkatze typisch waren – und dennoch stellen wir sie nicht in Frage. Ebenso wird der Anstieg von Zivilisationskrankheiten, der mit übermäßigem Fleischkonsum einhergeht und auch bei unseren Tieren zu beobachten ist, kaum kritisch hinterfragt. Warum dann eine vegane Fütterung?! Warum dann eine vegane Fütterung?!
Fassen wir einmal zusammen:
Vier weit verbreitete Irrglauben in der Gesellschaft sind immer noch, dass…
- eine vegane Ernährung für Hunde und Katzen nicht möglich ist.
- eine vegane Ernährung für Hunde und Katzen nicht artgerecht ist.
- die vegane Ernährung von Haustieren Tierquälerei ist.
- Tierfutter nur aus Fleischabfallprodukten besteht und daher ethisch vertretbar ist.
Tatsache aber ist, dass…
- eine vegane Ernährung ohne Probleme möglich ist.
- eine Ernährung dann artgerecht ist, wenn sie dem Tier alle Nährstoffe liefert, die es für ein gesundes Leben benötigt.
- die Fütterung anderer Tiere an Haustiere Tierquälerei ist. Laut der China Studie gibt es sogar eindeutige Beweise dafür, dass tierisches Eiweiß auch das Krebswachstum bei Tieren fördert.
- unzählige Tiere für die Futtermittelproduktion sterben, und die Fleischindustrie viel Geld mit diesen Fleischabfällen verdient.
Außerdem lieben Hunde auch veganes Futter. Bei Katzen ist die Futterakzeptanz generell etwas schwieriger, aber auch sie finden bei richtiger Zusammensetzung Gefallen daran.
Wissenschaftliche Studien und Erfahrungsberichte zeigen, dass Hunde und Katzen mit einer veganen Ernährung ein langes, gesundes Leben führen können. Zudem kann die pflanzenbasierte Ernährungsweise Krankheiten vorbeugen und in einigen Fällen sogar heilen.